* Bild: Kriegsgefangene im Lager Rheinberg gruben sich als Schutz vor den Witterungen Löcher in die Erde. Fotografie der US-Armee, 3. März 1945;
Quelle: National Archives, Washington D.C.
Von denen, die den letzten Krieg miterlebt haben, leben heute nur noch wenige. Das Verhältnis der Nachkriegs-Generation zu ihren Vätern
und Müttern war und ist immer noch oft geprägt von Sprachlosigkeit, Ablehnung, Unverständnis oder fehlendem Mitgefühl.
Auch über die Rheinwiesenlager der amerikanischen Armee wurde öffentlich kaum gesprochen. In ihnen waren im Frühjahr
und Sommer 1945 mindestens 1 Millionen deutsche Kriegsgefangene unter unsäglichen Bedingungen interniert. Das Rote Kreuz erhielt keinen Zugang zu diesen Lagern, in denen Hunger, Durst, Kälte
und Tod regierten. Es gab keine Unterkünfte, Verpflegung wurde bewusst zurückgehalten oder lag weit unterhalb der zum Überleben notwendigen Kalorienzahl. Trinkwasser gab es kaum. Die
Internierten wurden nicht einmal registriert. Offiziell liegt die Zahl der Gestorbenen zwischen 4.000 und 10.000. Das Schicksal vieler Toten ist allerdings bis heute ungeklärt.
Zu diesem Thema, hat Christel Hahn gemeinsam mit Bruni Adler und Merrit Drucker, diese Veranstaltung, am 25. Januar 2017 ins Leben
gerufen!
Bruni Adler verbrachte ihre Kindheit in Engen, besuchte das Hegau-Gymnasium in Singen und studierte Sozialpädagogik in
Tübingen und Bryn Mawr (USA). Sie veröffentlichte die Bücher:
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Bevor es zu spät ist – Begegnungen mit der Kriegsgeneration;
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Geteilte Erinnerung – Polen Deutsche und der Krieg;
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Zerrissenen Leben – Hitler, Stalin und die Folgen.
In ihnen kommen Männer und Frauen zu Wort, deren
Erinnerungen in der inszenierten und veröffentlichten Meinung über den Zweiten Weltkrieg keinen Platz gefunden haben. Sie erzählen vom Leid und Elend der Soldaten und Zivilbevölkerung, wobei
Stereotypen von Tätern und Opfern, Helden und Verrätern verblassen.
„Die Geschichten, die Bruni Adler erzählt, weisen in ein Gelände, das noch nicht erkundet worden
ist.
Sie eröffnen ein Feld, auf dem jene ihre Stimme erheben, die nicht sprechen konnten.“
Prof.
Jörg Baberowski, Humbold-Universität Berlin
Christel Hahn wird über ihren Vater erzählen, der sieben Jahre als Soldat diente und anschließend drei Jahre in den
Gefangenenlagern am Rhein und in Frankreich verbrachte.
Der ehemalige US-Offizier Merrit Drucker erfuhr während seiner Stationierung in Deutschland von der Behandlung der
deutschen Kriegsgefangenen in den Rheinwiesenlagern durch die US Streitkräfte. Seit seiner Pensionierung recherchiert er über diese Lager und wird über seine Arbeit und Erfahrungen
berichten.
In der zweiten Hälfte der Veranstaltung gibt es Gelegenheit zum Gespräch mit den Vortragenden. Moderiert wird dieser Austausch von Ina
Lindauer von der deutsch-schweizer Initiative Kriegsenkel Bodensee - www.back2future.eu.